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Im Rhytmus der Langsamkeit, eine Liebeserklärung an die stille Schönheit der Haute-Saône

  • Autorenbild: Arlette Pinggera
    Arlette Pinggera
  • 21. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 1. Sept.

Es gibt Orte, die sich nicht aufdrängen. Orte, die keinen Lärm machen, keine Kulissen für Selfies sind und keine Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinn. Orte, die stattdessen flüstern, vom Gestern, vom Jetzt und von der stillen Freude, einfach zu sein. Einer dieser Orte ist die Haute-Saône.


Wir leben hier in einem Landstrich, der auf keiner To-do-Liste steht und doch das Herz berührt, wenn man sich auf ihn einlässt. Unser Zuhause liegt unweit von Châtillon-sur-Saône, einem kleinen, verwunschenen Ort, der an der Schwelle zwischen Lothringen und Franche-Comté liegt. Wer ihn betritt, tritt gleichzeitig hinaus aus der Hast, dem Tempo, dem Lauten. Und hinein in ein anderes Zeitgefühl.


Es ist vor allem das Renaissance-Viertel dieses Dorfes, das uns immer wieder staunen lässt.

Die Fachwerkhäuser, mit ihren buckligen Steinmauern und kunstvollen Portalen, lehnen sich aneinander wie alte Freunde.

Hier trägt jeder Türklopfer, jede Fensterbank, jede Stufe Geschichten in sich.

Kein Gebäude ist makellos und gerade deshalb sind sie vollkommen. Es ist als wollte jedes Haus einen daran erinnern, wie nah das Vergangene eigentlich ist, so als würde das Gestern atmen.


Die Haute-Saône ist kein Ort der Superlative und genau das ist ihr Reichtum. Statt schroffer Alpengipfel gibt es sanfte Hügel, statt weltberühmter Bauwerke kleine Kapellen am Wegrand, statt Jetset das leise Summen der Bienen zwischen wildem Thymian und Heckenrosen.

Hier gleiten die Wälder wie grüne Wellen über das Land. Stundenlang kann man wandern, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Nur das Knacken eines Astes, das Kreischen eines Raubvogels, das Rascheln eines Rehs. In der Haute-Saône wird man nicht beobachtet, man darf einfach sein.


Und dann die Flüsse und Quellen: Die Saône selbst, ruhig und breit, wie ein Spiegel. Oder die Côney, die sich durch das Tal schlängelt. Manchmal plätschert sie murmelnd, manchmal liegt sie da wie aus Glas. Ideal für eine Kanutour oder ein Picknick auf ihren Wiesenbänken oder einfach zum Sitzen, Schauen, Lauschen.


Es ist eine Landschaft wie aus dem Schlaf gehoben. Faverney zum Beispiel, mit seiner prachtvollen Abtei und dem stillen Charme. Oder Jussey, wo der Wochenmarkt noch ein Treffpunkt ist und nicht bloß eine Eventkulisse.


In vielen dieser Orte entdeckt man Häuser mit abgeschliffenen Fensterläden, mit Ranken an den Mauern, mit Höfen, in denen noch Brunnen plätschern. Alte Häuser sind hier keine Museumsstücke, sondern lebendige Wesen. Und wer sie liebt, ihre Unvollkommenheiten, ihre Geschichte, ihre Seele, wird in der Haute-Saône einen inneren Ort finden, an dem etwas zur Ruhe kommt.


Was man hier nicht findet? Einkaufszentren, Freizeitparks, hippe Cafés mit Matcha-Latte. Dafür aber eine Bäuerin, die Ziegenkäse verkauft. Ein altes Ehepaar, das Apfelsaft in braunen Flaschen anbietet. Einen Brocante-Laden, der duftet wie die Vergangenheit. Und ein Café, in dem die Tische wackeln, aber der Kaffee nach Kindheit schmeckt.


Es ist eine Region, in der man Entschleunigung nicht konsumiert, sondern sie erlebt. Nicht als Konzept, sondern als natürliche Folge des Alltags. Es gibt kein Muss, nur ein Dürfen.


À bientôt


ree

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