Meilenstein 2.0 und Hausverkauf in Frankreich
- Arlette Pinggera

- 8. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Man sollte ja meinen, gewisse Geschichten passieren einem nur einmal im Leben und scheinen einfach zu schön, oder zu schräg, um wahr zu sein.
Tja, weit gefehlt. Am Donnerstag, dem 6. November, war es soweit, der grosse Tag, an dem sich zwei Kapitel unseres Lebens gleichzeitig schliessen und öffnen sollten. Erst der Verkauf unseres Hauses, dann, gleich im Anschluss, der Kauf unseres neuen Zuhauses.
Alles fein geplant, alle Beteiligten anwesend. Die Käufer, die Maklerin, der Dolmetscher und natürlich Maître Notar mit seinem grossen Schreibtisch und seiner noch grösseren Gelassenheit. Und wir zwei, leicht nervös, aber voller Vorfreude.
Dann sagte Maître Notar zur Eröffnung den Satz, der uns augenblicklich die Sprache verschlug: „Wir können die Unterzeichnung für euer neues Haus heute nicht machen.“
Stille. Ich glaube, wir sahen den armen Notar an, als wäre er gerade frisch vom Mond gefallen. Ich spürte, wie mir gleichzeitig das Lachen und die Fassung entglitt und ganz kurz war da dieser hysterische Moment, wo man nicht weiss, ob man weinen oder laut loslachen soll.
Der Grund für das Desaster ist eine vorgeschriebene Diagnostic, die von den Verkäufern schlicht vergessen wurde zu machen. Ein kleines Detail, das in der Welt des französischen Immobilienrechts allerdings ein grosses Gewicht hat.
Maître Notar blieb ruhig wie ein Fals in der Brandung und versprach sich in, so Gott will, zwei bis drei Wochen, für einen neuen Termin bei uns zu melden.
Bis dahin sind wir, wie schon damals im September 2022, notariell beglaubigte Hausbesetzer. Eine seltene Spezies, die sich offenbar auf Wiederholung spezialisiert hat. Dass uns so etwas tatsächlich ein zweites Mal passiert, hätten wir nicht für möglich gehalten. Aber was soll man machen? Wir atmen tief durch, schütteln den Kopf und versuchen, das Ganze mit Humor zu nehmen.
Eines Tages werden wir darüber lachen, ganz sicher. Im Moment gelingt uns das nur mit halbem Herzen. Aber immerhin ist uns bewusst, die Geschichte ist der Brüller und wird Teil der Chroniken von Villa Mille Feuilles sein. Und dann werden wir sie, mit einem Glas Wein in der Hand, erzählen und dabei Tränen lachen.
À bientôt


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